Entrup 119 - landwirtschaftliche Initiative und Gärtnerhof im Münsterland
Kopfgrafik - Schafe auf Wiese

Aktuelles

Die Zerstörung des Hofes vor 80 Jahren

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) hat die Gemeinde Altenberge großes Glück gehabt, obwohl die feindlichen Bomberverbände bei ihren Angriffen auf Münster oder den Dortmund-Ems-Kanal meistens das Hügeldorf überflogen haben.

Einige Male kam es dabei allerdings, z.B. aufgrund verfrüht, also falsch gesetzter Angriffszeichen, zu Fehlabwürfen in den Altenberger Bauerschaften.

Die Westfälische Tageszeitung berichtete in ihrer Montagsausgabe vom 13. März 1944 in einer Randnotiz: „Im Schutze geschlossener Bewölkung warfen nordamerikanische Terrorbomber am Vormittag des 11. März Bomben im Raum von Münster. Die entstandenen Schäden sind gering.“

Am Samstag, dem 11. März 1944, begann der morgendliche, fünfundfünfzig Minuten andauernde Alarm in Altenberge um 9 Uhr 30. Bereits fünf Minuten später wurden von feindlichen Flugzeugen 4 Sprengbomben und ca. 400 Kautschuk-Benzolbrandbomben in der Bauerschaft Entrup abgeworfen. Der Hof von Alfons Spiekermann - damals Entrup 12 / heute Entrup 119 - wurde dabei vollständig zerstört, 11 Personen mussten umquartiert werden, 1 Kuh verbrannte direkt im Stall und drei weitere mussten notgeschlachtet werden.

Auf den Nachbargehöften - Hüsing (damals Entrup 14), Große Horstmann (damals Entrup 16) und Temming (damals Entrup 11) - gab es zwar auch Brände, aber keine totale Zerstörung.

Heute erinnert zwar noch eine Inschrift über dem Tennentor an diese Zerstörung des Hofes, doch diese wird von vielen Bewohnern, Kunden, Teilgebern und Besuchern gar nicht wahrgenommen, zumal sie in plattdeutscher Sprache geschrieben ist.

Der erste Mitmachtag des Jahres

Am o9. März war es endlich wieder so weit.

Das Niederschlagswasser vom Scheunendach soll für die Freilandbewässerung abgeleitet und gesammelt werden. Deshalb sind die Fallrohre auf der Vorder- und Rückseite installiert worden.

Außerdem ist damit begonnen worden, einen Graben für die Stromkabel zu baggern.

100 Jahre biologisch-dynamische Landwirtschaft

Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ist die älteste unter den verschiedenen Varianten des ökologischen Landbaus. Ihr geistiges Fundament ist eine Reihe von Vorträgen, die Rudolf Steiner (1861-1925) vom o7. bis zum 16. Juni 1924 auf Gut Koberwitz bei Breslau für etwa 100 Landwirte gehalten hat. Vor den Teilnehmern hielt er acht Vorträge, an die sich Aussprachen anschlossen. Es wurden Themen wie das Zusammenleben von Erde und Kosmos und die planetarischen Wirkungen auf die Erde und deren Bewohner behandelt.

Der landwirtschaftliche Betrieb mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt wird darin als lebendiger Organismus angesehen. Rinderhaltung, hofeigenes Saatgut und Futter, Düngung mit kompostiertem oder fermentiertem Wirtschaftsdünger (Präparate) und Leguminosenanbau sind die Basis für einen autarken Hofkreislauf, in dem Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen im harmonischen Gleichgewicht leben und sich zu einem vitalen Gesamtorganismus zusammenschließen können.

Statt chemischer Mineraldüngung und Schädlingsbekämpfung werden in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise spezielle Kräuter-, Quarz- und Mistpräparate für die Düngung, Schädlingsbekämpfung und Kompostbereitung eingesetzt. Präparate aus Kuhdung und aus Heilpflanzen fördern die Lebendigkeit des Bodens.

Die Komponenten werden dynamisch mit Wasser verrührt, wodurch sich ihre feinstofflichen Qualitäten entfalten, und in homöopathischer Verdünnung ausgebracht. Alle Vorgänge, von der Präparatebereitung bis zur Ausbringung, müssen zur rechten Zeit erfolgen, die durch die Wechselwirkung irdischer und kosmischer Rhythmen bestimmt wird.

Die Verbretterung der neuen Scheune ist geschafft

Im Herbst ist dann damit begonnen worden, die Seitenwände der neuen Scheune zu verbrettern. Von der 3. bis zur 6. Kalenderwoche des neuen Jahres hat das Gärtnereiteam den Rest geschafft.

Jetzt müssen der Boden gepflastert, das Regenwasser abgeleitet und Stromleitungen verlegt werden.

Der Schafstall wird immer voller

Am späten Abend des o8. Januar ist das erste Lamm des neuen Jahres geboren. In der Mittagspause des Folgetages kamen noch Zwillinge hinzu.

Mit dem Beginn der Lammzeit mussten die weiblichen Weidelämmer des letzten Jahres, die aufgrund der Feuchtigkeit der Wiesen seit Ende November ebenfalls im Schafstall untergebracht waren, Platz machen. Da kam der Frost gerade recht. Am Vormittag des 9. Januar konnte deshalb eine Grünfläche in Saerbeck abgezäunt werden und die Mädels wurden in drei Touren im Pferdeanhänger dorthin gebracht. 

Langsam, aber sicher wächst die Schar der Lämmer, am ersten Februarwochenende waren es schon über etwa 150, darunter 4 Drillinge.

Die Tenne ist endlich entrußt und neu gekalkt

Vom 15. bis 17. Januar hat eine Spezialfirma die nach dem Brand im November  verrußte Tenne und den Lagerraum  gereinigt, die deshalb vorher komplett ausgeräumt worden waren.

Am 18. Januar haben Werner, Tanja & eugen die Wände und Decken der beiden Räume gekalkt. Jetzt können sie wieder eingeräumt werden.

Besinnliches zum Ende des alten und zum Auftakt des neuen Jahres

Im Dezember ist nicht nur der Zeitpunkt der Wintersonnenwende und die Festzeit der Weihenacht, sondern auch die Zeit des Besinnens, mit dem das Alte abgeschlossen werden und das Neue in die Welt kommen kann.

Mit dem Januar beginnt die Zeit des Neuen Jahres. Der Monat hat seinen Namen vom altrömischen Janus, dem Gott des Anfangs und des Endes, der Ein- und der Ausgänge, der Türen und der Tore. Er ist wohl deshalb doppelköpfig dargestellt worden, symbolisiert er doch das Sowohl als Auch.

Als Übergang zwischen diesen beiden Monaten fungieren die so genannten Rauhnächte, die auch als die zwölf heiligen Nächte - zwischen dem 25. Dezember (dem ersten Weihnachtstag) und dem 6. Januar (dem Tag der heiligen drei Dreikönige) - bezeichnet werden. Denn diese Schwellenzeit mit ihren Festtagen eignet sich in besonderem Maße dazu, innezuhalten und sowohl zurückzublicken als auch nach vorne zu schauen.

Der Jahresrückblick in Bezug auf die vielfältigen Aktivitäten auf dem Hof lässt sich in fünf Bereiche gliedern:

Erstens die Baumaßnamen

Das Dach der alten Scheune ist erneuert und das Schleppdach der Gärtner neu gedeckt worden.

Am ehemaligen Standort der Brennholzschuppen ist eine neue Scheune entstanden, um landwirtschaftliche Maschinen geschützt unterstellen zu können. Das Gebäude blieb zunächst offen - im Herbst ist dann damit begonnen worden, die Seitenwände zu verbrettern. Jetzt müssen noch Reste erledigt werden, der Boden gepflastert, das Regenwasser abgeleitet und Stromleitungen verlegt werden.

Die Planung des Bewässerungsteiches ist zwar vorangeschritten. Aufgrund des vielen Regens sind wir in diesem Jahr aber leider nicht vorangekommen, sondern haben sogar einen Rückschlag erlebt.

Zweitens die Bildungsarbeit

Geplant ist, den Hof verstärkt als Bildungsort sowohl für Kinder und Jugendliche als auch in der Erwachsenenbildung zu nutzen. Wir stellen uns vor, dass die Themen Natur- und Umweltschutz, alternative Wirtschafts- und Eigentumsformen, Handwerk und ökologischer Land- und Gartenbau, hauptamtlich und professionell aufbereitet und präsentiert, auf viel Interesse und Zuspruch treffen könnten.

Wir hatten eine kleine Stelle ausgeschrieben und mehrere Bewerbungen von qualifizierten und motivierten Menschen erhalten. Die Entscheidung war auf Luca gefallen, die aber nach den Sommerferien mit ihrem Freund in die Lüneburger Heide gezogen ist.

Zum Glück hat sich schnell eine Nachfolgerin gefunden, die schon in den Herbstferien den ersten Ferienprogrammpunkt im Rahmen der "Herbstsause" organisiert hat.

Drittens die Mitmachtage

Bei der Teilgabe im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft gab es im letzen Jahr zwar einerseits bei manchen Aktivitäten erfreuliche Teilnehmerzahlen, aber andererseits auch noch (zum Teil sehr viel) Luft nach oben, besonders wenn man bedenkt, dass unsere Auszubildenden seit Anfang August nur noch an fünf Tage in der Woche arbeiten. Bis dahin war der Samstag immer ein halber Arbeitstag. Letztlich hat der Hof aktuell auf dem Bewerbermarkt nur Chancen, wenn er den Wünschen der potentiellen Auszubildenden entgegenkommt. Sie schätzen zwar das Betriebsklima, die Vielfalt im Anbau, den Idealismus bei den täglichen Entscheidungen, aber sie wollen nicht mehr die Arbeit zu ihrem einzigen Lebensinhalt und -sinn machen. Die Reduzierung der Arbeitszeit war demnach ein notwendiger und überfälliger Schritt.

Viertens die Wetterlage

Seit dem 27. November waren außer den Milchschafen, die ihren wohlverdienten Mutterschutz genießen durften, auch die weiblichen Weidelämmer des Jahres 2o23 dort untergebracht. Aber nicht deshalb, weil es ihnen auf den Weideflächen zu kalt geworden wäre, sondern darum, weil diese durch den vielen Niederschlag schon sehr nass und matschig waren. Stellenweise stand schon das blanke Wasser darauf.

Im letzten Jahr sind an der Messstation auf dem Hof 1291,60 Liter pro Quadratmeter registiert worden, nach einem sehr trockenen Jahr 2o22, als es nur 507,25 waren. Der Mittelwert lag in den letzten 9 Jahren bei 802,65 Litern.

Außerdem ist ein weiterer Wetterrekord geknackt worden: Im Herbst sind an der Messstation am Flughafen Münster/Osnabrück folgende Werte verzeichnet worden: Die Temperatur lag im Mittel bei 12,6° und damit 2,2° höher als im langjährigen Vergleich.

und fünftens ein kleiner Rückblick auf das Erntejahr 2023

Es sind 51 Gemüsekulturen angebaut worden, teils mit gutem, teils mit weniger gutem Erfolg, was man auch ein wenig an den Erntezahlen erkennen kann. Am Jahresende ist es allemal interessant zu sehen, was alles durch die Gärtnerhände zu unseren Kunden und Mitgliedern gegangen ist:

  • 896 kg Schnittsalate: Bunte Mischung 116 kg; Feldsalat 386 kg; Postelein 179 kg; Rucola 215 kg 6764 Stk. Sommersalate und 1642 kg Herbstsalate: Endivie 672 Stk.; Radicchio 610 kg; Zuckerhut 831 kg
  • 7277 Stk. Gurken und weitere 11021 kg Fruchtgemüse: Aubergine 565 kg; Kürbis 5627 kg; Paprika 771 kg; Tomaten 1948 kg; Zucchini 2110kg
  • 3621 Stk. Kohlrabi und weitere 7035 kg Kohlgemüse: Blumenkohl 907 kg; Broccoli 207 kg; Chinakohl 686 kg; Grünkohl 674 kg; Rosenkohl 519 kg; Rotkohl 1511 kg; Spitzkohl 354 kg; Weißkohl 1430 kg; Wirsing 747 kg
  • 709 kg Hülsenfrüchte: Buschbohnen 387 kg; Dicke Bohnen 170 kg; Stangenbohnen 152 kg
  • 1814 Bd. Bundzwiebeln und weitere 2519 kg Zwiebelgemüse: Knoblauch 121 kg; Porree 1337 kg; Zwiebeln 1061 kg
  • 1814 Bd. Radieschen und weitere 10408 kg Wurzelgemüse: Knollensellerie 1554 kg; Möhren 2881 kg; Pastinaken 616 kg; Rettich 323 kg; Rote Bete 2110 kg; Steckrübe 770 kg; Topinambur 155 kg
  • 460 Bd. Stielmus und weitere 961 kg Blattgemüse: Mangold 726 kg; Spinat 200 kg; Neuseeländer Spinat 35 kg
  • dazu: Fenchel 356 kg; Zuckermais 1335 Stk.; Rhabarber 401 kg
  • und 1358 Kräuterbunde: Dill 320 Bd., Petersilie 305 Bd.; Schnittlauch 733 Bd.
Auch im neuen Jahr werden wir unser Bestes geben und auf gutes Gelingen hoffen!

Als Vorblick

lässt sich schon einmal auf zwei Ereignisse hinweisen, an die im Laufe des Jahres 2o24 erinnert werden soll:

  • Am 11. März 1944, also vor fast 80 Jahren, wurde das Hauptgebäude des Hofes durch Brandbomben weitgehend zerstört.
  • Das geistige Fundament für die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die damit in diesem Jahr ihren 100. Zeugungstag feiern kann, ist durch eine Reihe von Vorträgen gelegt worden, die Rudolf Steiner vom o7. bis zum 16. Juni 1924 auf Gut Koberwitz gehalten hat.

Gärtnerhof Entrup eG
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