Entrup 119 - landwirtschaftliche Initiative und Gärtnerhof im Münsterland
Kopfgrafik - Schafe auf Wiese

Reiner Klimkes Kindheit auf dem Hof

Bei seinen Recherchen für die Festschrift des Entruper Schützenvereins stieß der Altenberger Heimatforscher Karl-Heinz Stening in den Unterlagen der Entruper Schule auf einen bekannten Namen: Reiner Klimke.

Den ehemaligen Schüler aus Münster, der später Jura studiert und promoviert hatte, bat der Verfasser des Festbuches zum 150jährigen Jubiläum des Schützenvereins, ihm seine Kindheitserinnerungen mitzuteilen.

Aus dem Antwortbrief des weltberühmten, inzwischen verstorbenen Dressur- und Vielseitigkeitsreiters vom 04. März 1998  wird in der Jubiläumsschrift folgende Passage zitiert:

 

Ich wurde im Herbst 1942 in der Uppenbergschule zu Münster eingeschult. Im Zuge der Kinderlandverschickung kam ich dann auf den Hof Spiekermann, Entrup 12, und wurde auf die Entruper Schule überwiesen. Auf dem Hof Spiekermann waren zeitweilig bis zu 9 Kin­der wegen der Kinderlandverschickung untergebracht. Der Hofbauer, Herr Alfons Spiekermann, war ausgesprochen kinderfreundlich.

An die Namen des Lehrers und der Mitschüler kann ich mich nicht mehr erinnern. In Er­innerung bleibt mir jedoch, daß die Schüler aller Klassen in einem Raum zugleich unterrichtet wurden, angefangen von der 1. Klasse in der ersten Reihe, der 2. Klasse in der zwei­ten Reihe etc. Dadurch ergab sich häufig Leerlauf, weil der Lehrer sich nicht gleichzeitig um uns alle kümmern konnte. Für uns Schüler war dies recht angenehm, weil wir zwischen­durch spielen und uns unterhalten konnten.

Den Schulweg erledigten wir entweder zu Fuß, oder wir wurden mit der Kutsche vom Hof Spiekermann aus zur Schule gefahren. Sonntags war es Brauch, daß die Kutsche des Hofes Spiekermann mit allen zur Kirche nach Altenberge fuhr.

Das Leben auf dem Hof Spiekermann hat mich in den jungen Jahren geprägt. Wir lebten mit mehreren zusammen jeweils auf einem Zimmer. Ich wohnte z.B. mit den beiden Brüdern Dieninghoff von der Brauerei Dieninghoff [später bis zu ihrer Schließung Germania-Brauerei] in Münster. Verpflegt und betreut wurden wir sehr gut. Ich verdanke mein Hobby Reiten der Zeit auf dem Hof Spiekermann, weil ich dort täglich mit Pferden in Berührung kam. Gegen Kriegsende verblieb auf dem Hof ein Beute­pferd, das sehr brav war und sich gut reiten ließ. Häufig durfte ich abends nach der Feld­arbeit eines der Ackerpferde zurück in den Stall reiten und es dort versorgen.

Die Luftangriffe auf Münster, insbesondere den Brand am 11.03.1944, haben wir alle vom Hof aus mitbekommen. Ich als Kind hatte damals den wirklichen Ernst der Lage nur un­vollständig begriffen. Mit den Nachbarbauern Thüning und Hüsing bzw. Temming hatten wir gute Kontakte.

An den Einmarsch Karfreitag [30. März] 1945 kann ich mich noch erinnern. Später gab es böse Über­falle durch Fremdarbeiter. Es gab ein Lager in Greven/Reckenfeld. Von dort wurden die Beutezüge gestartet. Einem Mädchen von Hof Spiekermann wurde auf der Grevener Straße das Fahrrad geklaut. Das Mädchen wurde zusammengeschlagen. An einem Abend wurde auch der Hof Spiekermann überfallen. Wir mußten mit allen Personen in den Keller. Die Kellertür wurde zugenagelt. Es gab aber keine Verletzten.

Die Altenberger Zeit war für mich, und ich glaube auch für alle übrigen, die auf dem Hof Spiekermann untergebracht waren, eine wichtige Zeit in meinem Leben. Wir haben eigent­lich großes Glück gehabt, daß wir die Kriegsjahre so überleben konnten. Leider ist der Kontakt später verlorengegangen. Ich fahre heute noch manchmal entweder mit dem Fahrrad oder aber mit dem Wagen vom Dorf Altenberge herunter nach Entrup und benut­ze die früheren Schulwege, um in alten Erinnerungen zu schwelgen.

                                              

                  Mit freundlichem Gruß

                    gez. Dr. Klimke

 

Aus:

Schützenverein Entrup e.V. Altenberge (Hrsg.):
150 Jahre Schützenverein Entrup e.V. Altenberge 1849-1999.
Festbuch. Jubiläum im Juli 1999.
Das  Entruper Schützenwesen und die beteiligten Bauerschaften in Wort und Bild.
Altenberge 1999. S. 244-245.

 

Die Entruper Volksschule

Die jahreszeitlich oft sehr schlechte Beschafffenheit des Weges ins Dorf machte den Schulbesuch für viele Kinder aus der Entruper Bauerschaft zu einer kräftezehrenden Angelegenheit. Dies führte in zunehmendem Maße dazu, dass besonders die Bauern im sogenanten "Waterhook", also an der durch den Flothbach markierten Grenze zum Kirchspiel Greven, eine Verkürzung des Schulweges für ihre schulpflichtigen Kinder forderten.

Als am Ende des 19. Jahrhunderts die Altenberger Dorfschule aus allen Nähte platzte, die 365 Schüler wurden in 4 Räumen unterrichtet, wurde nach längerem Hin und Her die Errichtung einer "Abbauschule" in der Entruper Bauerschaft beschlossen.

Ab dem 12. Oktober 1898 hatten die 65 schulpflichtigen Kinder aus der Bauerschaft Entrup und Teilen der Bauerschaft Westenfeld die neu erbaute, zentral gelegene Entruper Schule zu besuchen. In dieser einzügigen Landschule, die auch eine Dienstwohnung für den Lehrer hatte, wurden alle Schüler von der 1. bis zur 8. Klasse in einem Raum unterrichtet.

Diese Schule wurde nach fast 70-jährigem Bestehen 1967 geschlossen, als in NRW das Schulwesen neu gegliedert wurde.
Der Grundstein mit der Jahreszahl ihrer Erbauung, der die Fasssade des Mehrfamilienhauses (Entrup 111) ziert, das heute an ihrer Stelle steht, erinnert an den ehemaligen Schulstandort.


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